Lohnt sich die Buy-and-Hold-Strategie bei Aktien?

Die Buy-and-Hold-Strategie kann beim Anlegen in Aktien oder Aktienfonds erfolgreich sein, sagt René Nicolodi in der Sendung «Geld». Es gilt aber, einige essen­zielle Regeln zu beachten.

Interview mit Dr. René Nicolodi

Dr. René Nicolodi zur Buy-and-Hold-Strategie bei Aktien
René Nicolodi, Leiter Aktienanlagen im Asset Management der Zürcher Kantonalbank in der Sendung «Geld».

Martin Spieler: Was sagt die Finanzmarktforschung: fahren Privatanlegerinnen und -anleger mit einer eher spekulativen oder mit einer Buy-and-Hold-Strategie besser? 

René Nicolodi: Die Buy-and-Hold-Strategie kann durchaus sehr erfolgreich sein. Das Kaufen und das langfristige Halten von Wertschriften lohnen sich vor allem für Personen, die sich nicht intensiv mit dem Markt auseinandersetzen wollen. Auf der anderen Seite kann auch eine spekulative Strategie zielführend sein, vor allem phasenweise. In der Regel fallen damit aber hohe Transaktionskosten an. Zudem nehmen Investorinnen und Investoren Risiken in Kauf, die sich mittel- oder langfristig nicht wirklich auszahlen. Der goldene Mittelweg besteht darin, eine langfristige Ausrichtung zu verfolgen und dennoch periodisch einen Blick auf das Portfolio zu werfen – und dann allenfalls Adjustierungen vorzunehmen. 

Eine Buy-and-Hold-Strategie bei Aktien, erfordert allerdings einiges an Durchhaltewillen. Das ist anspruchsvoll, insbesondere dann, wenn es zu Marktschwankungen kommt. Scheitern nicht die meisten Anlegerinnen und Anleger genau an dieser Herausforderung? 

Das ist korrekt und hängt mit unserer Verlustaversion zusammen: Emotional gewichten wir in der Regel Verluste viel höher als gleich grosse Gewinne. In der Folge verkaufen wir Titel zu früh, zum falschen Zeitpunkt oder gar nicht und erleiden damit einen Totalverlust. 

Aktien sollte man langfristig halten und liegen lassen, wird oft geraten. Doch wer etwa mit den Namen der Grossbank Credit Suisse so vorgegangen wäre, hätte fast seinen ganzen Einsatz verloren. 

Der beste Schutz gegen Verluste mit Einzeltiteln ist eine breite Diversifikation. Dann fallen solche Ausnahmeereignisse weniger stark ins Gewicht. Allerdings: wenn Anlegerinnen und Anleger vor so einem Entscheid stehen sollten und Einzeltitel im Portfolio halten, dann lohnt sich der Austausch mit einem Finanzberater, um emotionale Fehler zu vermeiden.

Optimale Vermögensaufteilung und Diversifikation gelten als Voraussetzung für eine erfolgreiche Buy-and-Hold-Strategie. Doch wie erreicht man eine optimale Vermögensaufteilung? 

Am Anfang steht immer die Definition der Anlagestrategie. Dabei stellt sich die Frage, welche Risikofähigkeit und -bereitschaft Investoren und Investorinnen mitbringen. Bei einer Buy-and-Hold-Strategie wird ein langfristiger Anlagehorizont verfolgt. Das spricht auch für ein höheres Risiko: man kann eine höhere Aktienquote fahren und ist über verschiedene Anlagenklassen breit diversifiziert. 

Wie lässt sich denn eine Buy-and-Hold-Strategie mit Anlagefonds umsetzen? 

Sehr gut, denn: das Anlageuniversum von Fonds ist unglaublich gross. Verschiedene Anlageklassen und Renditenquellen lassen sich so gut beimischen. Am einfachsten lässt sich dies mit einem Strategiefonds umsetzen, weil dort der Vermögensverwalter diese Arbeiten schon vorgenommen hat. Heute findet man für sein jeweiliges Risikoprofil diverse Möglichkeiten, da heute aktive, passive und nachhaltige Strategiefondslösungen am Markt verfügbar sind. 

Braucht es bei einer Buy-and-Hold-Strategie überhaupt noch ein Rebalancing des Depots – also einen Ausgleich der Anteile nach Kursveränderung – oder können Anlegerinnen und Anleger eine Wertschrift wirklich langfristig laufen lassen? 

Die Preisentwicklung von Wertschriften führt dazu, dass die sich die vordefinierte Allokation über die Zeit stark verändern kann – und das Risikoprofil verändert sich entsprechend mit. Ein regelmässiges Rebalancing, mit dem man wieder zum Ausgangspunkt der Vermögensallokation zurückkehrt, kann entsprechend sinnvoll sein. 

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 7. März 2025 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.

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