Themeninvestments: Fokus auf die vielen Facetten des Klimawandels
Die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft ist eine enorme Herausforderung, wie sich nun am Klimagipfel COP29 in Baku erneut zeigt. Doch sie bietet auch Chancen für Anlegerinnen und Anleger, zumal privates Kapital dringend gesucht ist. Themeninvestments bieten dazu vielfältige Ansatzpunkte.
Autor: René Nicolodi
Der Kampf gegen den Klimawandel und dessen Finanzierung: Beides steht im Zentrum der von den Vereinten Nationen im aserbaidschanischen Baku ausgerichteten Weltklimakonferenz COP29. Diskutiert wird am Gipfel, der bis am 22. November dauert, unter anderem eine massiv erhöhte Unterstützung für Entwicklungsländer von bis zu 1'000 Milliarden Dollar pro Jahr. Dies weiterhin mit der Ambition des Klimaabkommens von Paris, den Ausstoss von Treibhausgasen markant zu senken und den globalen Temperaturanstieg (siehe Grafik unten) auf höchstens 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Das alles verweist denn auch auf die Bedeutung, welche der Dekarbonisierung und damit verbunden das Investmentthema der Energietransition zugemessen wird. Das wiederum kann als Katalysator für Investitionen und damit als Treiber für langfristiges, strukturelles Wachstum wirken.
Strategischer Vorteil
Von diesen Triebkräften können Unternehmen profitieren, die ihre Produkte und Dienstleistungen frühzeitig und gezielt auf solche Herausforderungen ausrichten. Diese Akteure haben aus unserer Sicht einen strategischen Vorteil und dürften aufgrund ihres Lösungsbeitrags von einer starken Nachfrage profitieren. Damit sollen Themeninvestments auch ihrem primären Ziel gerecht werden: Nämlich, eine finanziell attraktive Rendite zu erzielen und damit einen Mehrwert für die Anlegerinnen und Anleger zu schaffen.
Trend bei Treibhausgas-Emissionen und Temperaturen zeigt nach oben
Über das Thema Klima hinaus
Vor diesem Hintergrund fokussieren die vom Asset Management der Zürcher Kantonalbank unter der Produktmarke Swisscanto verwalteten nachhaltigen Themenfonds auf ausgewählte Unternehmen, die mit einem bedeutenden Umsatzanteil zu den Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) beitragen. Wie sich zeigt, beschränkt sich der Kampf gegen die Erderwärmung respektive für die Energietransition nicht nur auf das Investmentthema Klima. Vielmehr ist es möglich, sich an mehreren Fronten zu engagieren.
Auf der Hand liegt dies ein etwa beim Investmentthema Wasser, wo die mit der Erderwärmung verbundene Wasserknappheit dringend nach Lösungen ruft. Naheliegend als Fokus ist auch der Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft: Letztere könnte zu einem schonenderen Umgang mit Ressourcen führen und verspricht damit, zum Schutz von Biodiversität und Naturkapital beizutragen.
Integraler Bestandteil von Umweltinitiativen
Das ist noch nicht alles. Die «Circular Economy» bietet sich als Alternative zur linearen Wirtschaft an, die unsere heutige Wegwerfgesellschaft dominiert. Kern der Bemühungen ist es dabei, Ressourcen so lange wie möglich im Materialkreislauf zu halten. Damit wird nicht nur der Verbrauch von Primärrohstoffen verringert, es entstehen auch weniger Abfälle – und weniger Treibhausgase.
Dies zeigt sich beispielsweise in der Wiederverwertung von Aluminium. Laut der Vereinigung Climate Action setzt rezikliertes Aluminium bis zu 40-mal weniger CO2 frei, als in der Erstgewinnung anfallen. Der Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft lässt auch auf eine Reduktion der Plastikabfälle sowie auf einen sinkenden Bedarf an Ackerland und den Abbau in Minen hoffen, was sich ebenfalls positiv auf das Klima auswirken könnte.
Nicht von ungefähr sind die Bemühungen um die Kreislaufwirtschaft integraler Bestandteil von staatlichen Klima- und Umweltinitiativen; zu denken ist etwa an den «Green Deal» und den «Net Zero»-Aktionsplan der EU. Diese öffentliche Unterstützung erweist sich dabei als ein wichtiger Treiber, der auch dem Investmentthema zugutekommen dürfte.
Wie berechnen wir die CO2e-Intensität?
Mit der CO2e-Intensität lassen sich die Treibhausgasemissionen kleiner, mittlerer und grosser Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen vergleichen. Die CO2e-Emissionen (aus Scope 1 und 2) von Unternehmen werden dabei ins Verhältnis zum Umsatz und jene von Staaten ins Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt gesetzt. Als Mess- und Vergleichsgrösse dient sodann die Umweltverschmutzung pro Umsatzeinheit.
Sensoren warnen vor gefährlichen Schadstoffen
Eher auf den zweiten Blick erschliesst sich Anlegerinnen und Anlegern hingegen die Bedeutung der digitalen Wirtschaft für die Dekarbonisierung. Dieses Investmentthema schliesst etwa Technologien mit ein, die den Wechsel hin zu sauberer und erneuerbarer Energie und damit zur Reduktion von Treibausgasen ermöglichen können. Ganz spezifisch der Fall ist dies etwa bei den Umweltlösungen, die sich Anlegerinnen und Anlegern als Teilsegment der «Digital Economy» anbieten.
Dort sind etwa digitale Sensoren und Geräte des «Internet of Things (IoT)» inzwischen in der Lage, fast alles zu messen – die Luftzusammensetzung etwa oder die Wasserqualität. Auf diese Weise werden Lecks in Wassersystemen oder gefährliche Schadstoffkonzentrationen in Echtzeit erkannt. Spezialisierte Software wiederum analysiert die Sensorendaten und liefert Erkenntnisse, die über die Kontrollfunktion hinaus Grundlagen für unternehmerische wie staatliche Nachhaltigkeitsinitiativen bieten können. Damit birgt die digitale Wirtschaft das Potenzial, den Klimawandel zu adressieren, Ressourcen zu schonen sowie die öffentliche Gesundheit zu fördern.
Unterschiedliche Universen
Der Kampf gegen den Klimawandel ist demnach ein bestimmender Faktor bei einer Vielzahl von Themeninvestments. Soll beim Investieren auch ein Klimaziel verfolgt werden, ist eine differenzierte Betrachtung sinnvoll. Dies nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Anlageuniversen.
So fokussieren die Investmentthemen Wasser, Klima, aber auch die Kreislaufwirtschaft auf Branchen und Unternehmen, die aufgrund ihrer Produkte und Dienstleistungen eine vergleichsweise hohe CO2e-Intensität gemäss den Kategorien Scope 1 & 2 ihrer Umsätze aufweisen. Zu denken ist etwa an Versorger oder Industriefirmen (siehe Grafik unten). Anders präsentiert sich die Situation beim Investmentthema digitale Wirtschaft: Die Unternehmen aus diesen Anlageuniversen – hier etwa IT oder Telekom – sind relativ zum Gesamtmarkt deutlich weniger CO2e-intensiv, verfügen also über einen geringeren «Treibhausgas-Fussabdruck» gemessen an ihren Umsätzen.
CO2e-Intensität der Sektoren im Weltaktienindex MSCI nach Scope 1 & 2
Verbindliche Klammer
Um dennoch eine verbindliche Klammer zu setzen, gilt für die bestehenden und neu lancierten nachhaltigen Swisscanto Themenfonds ein Klimaziel von <2 Grad Celsius, die das Portfolio einhalten muss. Konkret verlangt dieses Ziel eine kontinuierliche absolute Reduktion der CO2e-Emissionen des jeweiligen Portfolios von mindestens 4% pro Jahr.
Weiter erfüllen sämtliche Themeninvestments von Swisscanto Themenfonds die Kriterien als nachhaltige Investmentfonds nach Artikel 9 SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation, eine EU-Offenlegungsverordnung). Finanzprodukte, die so klassifiziert sind, werden auch als dunkelgrüne Fonds bezeichnet und gelten als besonders nachhaltig.