Vorsorgesparen: Jüngere sollten verstärkt an Aktien denken

Das Zeitfenster für freiwillige Einzahlungen in die zweite und dritte Säule schliesst bald. Wertpapieranlagen bieten Chancen, mehr aus Vorsorgegeldern zu machen. Aufgrund der Langfristigkeit sind auch risikoreichere Strategien möglich, sagt Iwan Deplazes im Interview.

Interview mit Iwan Deplazes

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/TVO)

Martin Spieler: Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Einzahlungen in die dritte Säule getätigt werden dürfen?

Iwan Deplazes: Um in die Säule 3a einzahlen zu dürfen, muss man mindestens 18 und darf höchstens 70 Jahre alt sein. Die Obergrenze für die Zahlungen liegt bei Festangestellten mit Anschluss an eine Pensionskasse aktuell bei 7'056 Franken. Selbstständigerwerbende können bis zu 35'000 Franken pro Jahr überweisen.

Nicht alle können es sich leisten, die Obergrenzen auszuschöpfen. Lohnen sich Beiträge auch bei kleineren Summen?

Auf alle Fälle. Dies zeigt sich am Beispiel von Steuerzahlenden in der Stadt Luzern. Wenn dort eine Person über 80'000 Franken Jahreseinkommen verfügt und davon 1'000 Franken in die dritte Säule einzahlt, spart sie 200 Franken an Steuern pro Jahr. Beim Maximalbeitrag von gut 7'000 Franken wären es sogar 1'400 Franke Steuerersparnis. Das ist erheblich.

Alternativ sind auch freiwillige Einzahlungen die Pensionskasse möglich. Lohnt sich das mehr als Beiträge in die Säule 3a?

Es haben beide Vorgehensweisen ihre Vor- und Nachteile. Deshalb ist es wichtig, professionelle Beratung beizuziehen. So kommt es für die Entscheidfindung darauf an, die Fitness der eigenen Pensionskasse zu kennen – über welchen Deckungsgrad sie verfügt, und welche Leistungen sie bietet.

Wie kann man sein Vorsorgevermögen in der Säule 3a optimal anlegen?

In einem ersten Schritt gilt es, die Anlagestrategie zu bestimmen. Diese muss zur Risikofähigkeit und den eigenen Bedürfnissen passen. Aufgrund der Langfristigkeit der Anlage kommen dabei risikoreichere Strategien infrage. Ich empfehle ausserdem, aufgrund des Zinszins-Effektes jeweils zu Jahresbeginn einzuzahlen. Last but not least ergibt es Sinn, mehrere Säule-3a-Konten zu eröffnen. So lässt sich das angesparte Vermögen später gestaffelt beziehen.

Je nach Aktienanteil der Anlagestrategie sind Vorsorgesparerinnen und -sparer mit grösseren Schwankungen und damit Risiken konfrontiert. Worauf ist zu achten auf der Suche nach dem passenden Vorsorgefonds?

Es gelten die gleichen Grundsätze wie beim privaten Anlagesparen. Es ist abzuschätzen, wie lange das eingesetzte Geld nicht benötigt wird – in der Tendenz dürfen Vorsorgegelder lange liegen bleiben. Deshalb kommen gerade für jüngere Sparerinnen und Sparer Aktienanlagen in Betracht; ältere Personen sollten bei solchen Anlagen eher vorsichtig sein.

Freizügigkeitsgelder werden selten angelegt. Dabei wäre das eigentlich sinnvoll, weil hier oft hohe Summen im Spiel sind. Allerdings besteht bei einer Investition auch das Risiko, auf dem falschen Fuss erwischt werden: Dies etwa, wenn bei einer neuerlichen Festanstellung der Freizügigkeitsbetrag an die Pensionskasse des neuen Arbeitgebers überwiesen werden muss. Wie lässt sich dies vermeiden?

Hier ist es umso wichtiger, den Zeithorizont bei der Erwägung der Anlagestrategie zu berücksichtigen. Aber die Anlage kann ein wichtiger Faktor sein: Wie gesagt, es geht um sehr viel Geld. Und wenn dieses Geld brach liegt, werden Opportunitäten verpasst.

 

Dieses Interview wurde erstmals in leicht abgeänderter Form in der Sendung «Geld» vom 15. November 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.

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